Wer kennt es nicht? Irgendwann kommt bei (fast) jedem Kind der Punkt, an dem es aus der Schule kommt und lautstark ruft : „ Schule ist voll doof!“.
Ich spreche hier aus eigener Erfahrung. Bei meinem Kind kam dieser Tag nach nicht einmal 6 Wochen in der ersten Klasse.
Schule ist doof – Lernen ist doof – alle anderen sind doof
Wir erlebten Konflikte und Bestrafungen in der Schule und schließlich die Verweigerung unseres Sohnes gegenüber allem, was die Schule betraf.
Was war passiert?
Unser Kind wuchs in einem Umfeld auf, welches bindungs- und beziehungsorientiert lebt, fühlt und liebt. Er lernte von klein auf, dass er wertschätzend und gleichwürdig (Achtung! Nicht mit gleichberechtigt verwechseln!) behandelt wird.
Warum auch nicht?
Seine Gedanken, Gefühle und Meinungen werden genauso gehört, wie von jedem anderen aus unserer Familie. Das bedeutet nicht, dass alles gemacht wird was er sagt, wie einige vielleicht denken werden. Das tun wir ja auch nicht bei allem was ich sage oder was mein Mann sagt.
Es bedeutet jedoch, dass wir uns als Individuen wahr nehmen, ernst nehmen und respektieren.
Was wir jedoch vergaßen war, ihm zu erklären, dass es auch Orte gibt, an denen dies nicht so ist. Seine Schule war so ein Ort. Und er erlebte es jeden Tag.
Er erlebte Belohnung- und Strafsysteme. Und er fand dies genauso absurd wie wir. Er hatte Konflikte mit Mitschülern, die nicht wertschätzend gelöst werden konnten.
Wie also kannst Du Dein Kind in solch einer Situation begleiten?
Zuerst einmal ist es wichtig zu Erkennen welches Bedürfnis bei Deinem Kind nicht erfüllt ist.
Ist es das Bedürfnis nach Sicherheit, Verbundenheit oder Autonomie? Um hier die drei wichtigsten Grundbedürfnisse zu nennen.
Dies werdet ihr nur gemeinsam im echten Dialog herausfinden. Sprecht miteinander, bewegt Fragen hin und her und hilf Deinem Kind zu antizipieren. Also: Was wäre wenn … Was würde dann passieren?
Sei im Gespräch offen für neue Erkenntnisse. Sei offen und neugierig, was Du alles spannendes über Dein Kind und die Welt Deines Kindes erfahren darfst. Hab keine Lösung im Kopf! Lass es fließen!
Und vor allem: Nimm den Druck raus! Und lass Dir auch selbst keinen Druck machen!
Es ist nur Schule …
Was können nun typische Sorgen / Ängste sein, die Dein Kind hat?
Sicherheit:
- Wer ist mein Ansprechpartner wenn es mir nicht gut geht?
- Wer ist mein Ansprechpartner wenn ich einen Konflikt habe? Wie werden Konflikte gelöst?
- Ist mein Ansprechpartner verlässlich?
- Wie ist mein Tagesablauf strukturiert
- Verbundenheit:
- Werde ich Freunde haben? Habe ich Freunde?
- Welchen Platz habe ich in der Gruppe?
- Welchen Platz habe ich in meiner Familie?
- Werde ich in meiner Familie noch immer umsorgt?
Autonomie:
- Wie viel von meinem Tag darf ich selbst bestimmen / entscheiden?
- Bekomme ich ggf. zu Hause die Möglichkeit eines Ausgleichs?
- Ist meine Nachmittagsgestaltung durch mich gestaltbar?
- Kann ich meine Selbständigkeit wirklich selbst bestimmen (z.B. Körperhygiene, Bekleidung,…)
Unser Kind geht jetzt gerne in die Schule. Wir haben nun eine Schule mit Menschen, die die Kinder als das sieht, was sie sind. Als die Menschen, die unsere Zukunft gestalten.
Ich wünsche mir, dass dieser Artikel Dich unterstützt in einen Dialog mit Deinem Kind zu treten und wünsche Dir eine spannende Reise mit Deinem Kind.
Schreib mir gern in die Kommentare, was Du für Dich mitnehmen konntest.
Alles Liebe,
Deine Annett
